Every Heart Is A Revolutionary Cell
Every Heart Is A Revolutionary Cell
01. As Long As You Believe In Me
02. Tinkerbell
03. Homesick
04. Gold
05. Nothing To Go
06. Hippy Happy
07. Here We Go
08. Where You Fly
09. Wasted
10. P.O.W.
11. Deborah
12. Soon To Come
13. Winterday
Bonus Tracks
14. Ain’t Got Time To Wait
15. Won’t Forget These Days 2006
Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, der drohenden Routine einer seit vielen Jahren erfolgreichen Rockband entgegen zu wirken. Manche Gruppen holen sich die teuersten Songschreiber ins Studio, verpflichten die namhaftesten Produzenten und setzen auf Perfektion anstatt auf Spontanität.
Nicht so Fury in the Slaughterhouse! Die Hannoveraner gehen mit ihrem neuesten Album Every Heart Is A Revolutionary Cell einen konsequent persönlichen und überaus organischen Weg. „Dieses ist eine vollkommen interne Platte, die mit Absicht fast so etwas wie Demo-Flair versprüht“, erklärt Thorsten Wingenfelder, Bruder von Sänger Kai Wingenfelder und einer der Gründungsmitglieder der Band. „Es gibt keine ordende Hand auf dieser Scheibe und genau das soll man auch hören.“ Eigenwillig war seine Band schon immer, anno 2006 ist sie zudem so selbstbewusst und etabliert, dass sie niemandem mehr etwas beweisen muss.
Dabei sind Fury in the Slaughterhouse an einem durchaus wichtigen Punkt ihrer Karriere angekommen, im nächsten Jahr existiert die Gruppe 20 Jahre. Das damit diverse Festivitäten verbunden sein werden, versteht sich von selbst. Wie also schließt man unmittelbar vorher die zwei ersten Dekaden ab? Eine Frage, die von den sechs Musikern mit der ihnen typischen Gelassenheit beantwortet wird: mit einem Album, das zwischen Aufbruch und langjähriger Erfahrung die raue, fast schon unwirsche Mitte trifft. „Die Grundlage einiger Stücke sind Live-Tracks, die bewusst roh gehalten wurden, und zwar mit unseren eigenen – man könnte fast sagen naiven – Fähigkeiten als Toningenieure und Produzenten. Aber es hat funktioniert. Früher wären wir wohl kaum in der Lage gewesen, ein solches Album zu machen.“
Wie immer, wenn es an die Vorarbeiten einer neuen Scheibe geht, haben sich die sechs Musiker „gestritten, gefetzt, geliebt, viel gelabert, viel getrunken, viel diskutiert.“ Denn, so Wingenfelder: „Die Kunst besteht darin zu erkennen, wann ein Song fertig ist. Verpasst man den richtigen Zeitpunkt, ist der Weg zurück sehr mühsam. Aber wir merken zum Glück immer noch auf Anhieb, wann ein Stück funktioniert.“ Fury in the Slaughterhouse haben während dieses kreativen Prozesses eine Vielzahl Songs geschrieben, die typischer für die Band nicht sein könnten und dennoch jede Herausforderung bis an die Grenzen des Machbaren ausloten. „Aufrührerisch zu sein ist für uns reife Herren möglicherweise ein etwas komischer Ansatz, denn eigentlich sollten wir ja von 20jährigen Revolutionären umgeben sein. Aber wir begeben uns mit diesen neuen Songs auf die Suche nach der revolutionären Zelle in uns, die uns tagtäglich als Musiker weitertreibt. Früher waren wir jung und hungrig, heute dagegen gehen wir mehr in die Tiefe.“
Und dieses tiefe Eintauchen ins Innere der Band hört auf Titel wie „Wasted“, „Nothing To Go“, „P.O.W.“ oder „Winterday“ und variiert zwischen schroffen Gitarrenhooks, eingängigen Melodien und melancholischen Momenten. Stücke, die in Konzerten garantiert fabelhaft funktionieren werden, fürs Radio aber möglicherweise zu wenig formatgerecht klingen. Für diesen Fall haben sich Fury von Michel van Dyke mit „Homesick“ einen echten Ohrwurm in bester Hitqualität komponieren lassen. „Schon Michaels Demo hatte so viel Charme, dass wir es lediglich aufgearbeitet und ein wenig auf Fury zugeschneidert haben.
Der Song klingt wie Kai auf den Leib geschrieben. Ein kleines Lied mit ganz erstaunlicher Wirklung.“ Und dass auch Every Heart Is A Revolutionary Cell in seiner Gesamtheit große Wirkung auf die Fans haben wird, daran zweifelt wohl niemand ernsthaft. Die Tour im November 2006 wird’s zeigen.
Fury In The Slaughterhouse gehören zu den wichtigsten und erfolgreichsten deutschen Rockbands. Nach ihrer Gründung im Jahre 1987 landete die Band mit ihrem Debütalbum (1988) und den Veröffentlichungen Jau! (1990) und Hooka Hey (1991) drei Alben mit einer Vielzahl Klassiker: „Time To Wonder“, „Won’t Forget These Days“, „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ oder “Cut Myself Into Pieces” sind Eckpfeiler der deutschen Rockgeschichte.
Das 93er Album Mono schaffte den Sprung unter die Top 12, hielt sich 20 Wochen in den Top 50, hatte mit „Radio Orchid“ und „Every Generation Got Its Own Disease“ zwei Singlehits und bekam schließlich eine Goldauszeichnung. Auch in Amerika chartete „Every Generation…“ und zog eine Tournee an die US Ostküste nach sich. Im Februar 1995 erschien The Hearing And The Sense Of Balance und erreichte die Top 5 der Charts. Weitere Tourneen durch Europa und Amerika folgten. Nach einem Jahr von Ruhepausen und Umstrukturierungen, in dem die Band ihr Management wechselte und Christian Decker als neuen Bassisten verpflichteten, präsentierten Fury 1997 ihr neues Album Brilliant Thieves. Zwischenzeitlich hatten Kai und Thorsten Wingenfelder mit Jens Krause und Christian Pegel die Formation Little Red Riding Hood gegründet und das Album Little Amnesia veröffentlicht.
Das 98er Werk Nowhere…Fast kletterte gleich in der ersten Woche auf Platz 7 der Charts, Ende des Jahres erschien mit Super Fury ein Best-Of-Album mit Remixen und neuen Titeln, im Mai 2000 wurde Home Inside veröffentlicht, gefolgt von einer nahezu ausverkauften Europatournee im November. Wenige Monate später wechselten Fury noch einmal das Management, seither ist BobRock aka Bobby Meidert für die Band verantwortlich und kümmerte sich als quasi erste Amtshandlung sofort um The Color Fury, das im April 2002 in die Plattenläden kam und von einer Tournee im April begleitet wurde. Der programmatische Titel The Color Fury durchzog weitere Aktivitäten: Herkömmliche Videos wurden durch ein komplettes Filmprojekt (5 Kurzfilme, eine Dokumentation) ersetzt.
Nach der Rückkehr zu SPV erschien Ende 2002 die erste Fury-DVD Monochrome mit allen Kurzfilmen, Backstage-Aufnahmen und einem kompletten Live-Konzert in 5.1 Dolby Surround Sound. Mit dem 2004er Studioalbum NIMBY und der Akustik-Live-Scheibe Acoustic Grand Cru Classé rundete die Band ihr Schaffensspektrum ab und öffnete sich gleichzeitig die Tür für ein dermaßen lebendiges Werk wie Every Heart Is A Revolutionary Cell.